Rebhuhnhegering Groß-Gerau und IG Offenlandarten

Prädatorenkontrolle

Um die Gelege- und Hennenprädation zu verringern wurde die Bejagung von Prädatoren in einem Versuch zusätzlich zur Biotopverbesserung in England verstärkt. Hierbei wurden für das Untersuchungsgebiet drei Berufsjäger eingestellt, welche den Großteil ihrer Arbeitszeit von Februar bis Juli damit verbrachten, mit in England legalen Jagdmethoden die Prädationsrate zu verringern. Der Schwerpunkt wurde hierbei auf die Regulierung von Rotfüchsen, Großem und Kleinem Wiesel, Ratten, Rabenkrähen und Elstern gelegt. Hierbei wurden auch Methoden verwendet, welche in Deutschland nicht legal sind, wie die Bejagung von Füchsen mit künstlichen Lichtquellen, der Einsatz von Schlingen und Krähenfängen. Empfohlen wurde hierbei ein Berufsjäger für eine bejagbare Fläche von 400 ha (Ewald et al. 2012).

Parallel zur einer Biotopverbesserung ist auch den Prädatorendruck zu verringern, um den Bruterfolg zu erhöhen. Hauptprädator dürfte aufgrund der hohen Dichte im Untersuchungsgebiet der Rotfuchs sein. Sollte eine starke Zuwanderung von Waschbären erfolgen, ist auch hier mit einem großen Einfluss durch die starke Zersiedlung und dem Vorhandensein sehr guter Habitate für die Art zu rechnen. Bei der Planung der Prädatorenkontrolle ist die Langfristigkeit der Maßnahme entscheidend. Nur durch eine langfristige Durchführung ist ein Erfolg für den Artenschutz zu erwarten.

Den größten Einfluss auf Rebhühner dürfte das Haarraubwild aufgrund seiner hohen Dichte besitzen und hier insbesondere der Rotfuchs, der flächendeckend im Gebiet mit teilweise hoher Geheckbaudichte vorkommt. Die Geheckbaudichte liegt überschlägig im Untersuchungsgebiet bei 0,5 bis 1 Gehecken / 100 ha. Die Dichte ist 10fach so hoch wie beim Ausbruch der Tollwut.

Fuchsfähe am NSG Endlache von Wallerstädten

Fallenjagd

Um eine flächendeckende Reduzierung des Haarraubwildes zu erreichen, ist die Fallenjagd zusätzlich zu den Ansitz-, Bau- und Gesellschaftsjagden auf alles Raubwild als sehr effektiv zu bezeichnen. Die Fallenjagd ist deshalb so aktiv, da in der Fangjagdsaison von 15. August bis 28. Februar (Jagdzeit Fuchs) 24 Stunden am Tag dem Raubwild nachgestellt wird. Trotz dieser hohen Effektivität ist die Methode sehr störungsarm. Ziel der Fallenjagd muss es sein, alle dem Jagdrecht unterliegenden Haarwildprädatoren mittels eines geeigneten Fallentyps tierschutzgerecht zu fangen und deren Population bis zur Brutzeit stark abzusenken. Um eine möglichst hohe Effektivität der Maßnahme zu erreichen, ist schätzungsweise eine Fallendichte von 2 bis 4 Fallen pro 100 ha je nach Biotopausstattung zu wählen. In Biotopen mit einem hohen Anteil von Deckungsstrukturen sind mehr Fangeinrichtungen wie in offeneren Habitaten zu errichten. Dabei sollte das Augenmerk nicht nur auf Biotope mit Rebhuhnvorkommen gelegt werden. Es ist hierbei die Ökologie der zu fangenden Prädatoren zu beachten. Diese halten sich vorwiegend in deckungsreichen Strukturen auf und erschließen ihre Jagdgebiete nachts über Leitstrukturen. Schwerpunktmäßig ist in Biotopen in denen sich das Raubwild tagsüber aufhält, wie Schilfbestände, Feldgehölze, etc. und in den Leitstrukturen an die Brutplätze, die Fallenjagd auszuüben. Vielfach ist es auch kaum möglich in deckungsarmen Ackerbiotopen eine Lebendfalle zu installieren.

Bei der Auswahl eines Fanggerätes ist es wichtig, dass es eine hohe Fängigkeit des Altfuchses besitzt, wodurch die Effektivität der Maßnahme sichergestellt wird. Eine hohe Haltbarkeit des Fanggerätes stellt langfristig eine finanzielle Entlastung dar.

Für diesen Einsatz kommt daher nur eine Betonrohrfalle in Frage, welche alle jagdbaren Prädatoren ab Steinmardergröße fängt. In der Praxis haben die Wippbetonrohrfallen die höchste Fängigkeit bewiesen. Bei diesem relativ neuen Fallentyp besteht der Auslösemechanismus aus einem 1 m langen wippenden Betonrohr. Hierbei löst die Falle bereits beim Bewinden des Köders aus. Der Köder muss nicht wie bei anderen Fallen erst aufgenommen werden. Das Raubwild tritt hierbei beim Bewinden des Köders auf das wippende Rohr und löst die Falle aus. Kürzere Wippen von Kastenfallen weisen nicht diese Fängigkeit von Altfüchsen auf, dazu besitzt die übliche Bauweise aus Holz nur eine geringe Lebensdauer.

Synergieeffekte für andere Arten

Auch für die Grauammer in Hessen wird ein Einfluss von Prädatoren auf die Population nicht ausgeschlossen (Sacher und Bauschmann 2011).

Ein häufigeres Auftreten der Fressfeinde wie Fuchs und Greife bedingt eine höhere Sterblichkeit der Junghamster (Gall 2013).

Mauswiesel und Hermelin werden als Fressfeind im Artenschutzkonzept zum Gartenrotschwanz genannt. Der Waschbär ist auch in Gebieten in denen er vorkommt für Verluste bei den Gartenrotschwanz verantwortlich (Stübing und Bauschmann 2013).

Der Verlust von Gelegen und Jungvögeln beim Kiebitz erfolgt auf Ackerbrutplätzen im hessischen Ried überwiegend durch landwirtschaftliche Arbeiten. Die Prädation durch Raubsäuger kommt in diesem Gebiet derzeit eine geringere Bedeutung zu wie in anderen Brutgebieten. Laut dem Artenschutzkonzept von 2011 (Stübing und Bauschmann 2011) ist noch offen, ob durch hohe Verkehrsverluste beim Raubwild durch den hohen Urbanisierungsgrad oder durch das weitgehende Fehlen des Waschbärs nördlich der Mainlinie die Bruterfolge so hoch sind.

In Wallerstädten brüteten 2010 10 Brutpaare, diese hatten jedoch kaum Bruterfolg (Stübing und Bauschmann 2011). Aus diesem Grund wurden in diesem und einem weiteren Gebiet im Landkreis Groß-Gerau eine Gelegeschutz mittels mobilen Schutzzaun in der Brutzeit installiert. Innerhalb dieser Gebiete zogen 62 Brutpaare erfolgreich 39 Jungvögel auf. Dies entspricht 0,63 Jungvögel pro Brutpaar (NABU 2017). Es ist daher auch für den Kiebitz zu erwarten, dass er von einer Intensivierung des Prädatorenmanagements profitieren kann.

Eine reine Einzäunung der Gelege des großen Brachvogels hat sich in der Wetterau meist nicht als effektiv dargestellt, da die Jungvögel beim Verlassen des Zäunungsbereiches von Haarraubwild gefressen wurden. Es kann daher eine Reduktion der Prädation durch Fuchs und Waschbär durch Bejagung mittelfristig bis langfristig helfen. Es sind aber dafür die Prädatorenbestände tatsächlich in nennenswerter Zahl und in nachhaltiger Dimension zu reduzieren. Es wird aber im Artenhilfskonzept bezweifelt, ob dies ohne den Einsatz eines Berufsjägers oder im Hinblick auf die Fallenjagd mittels geschulter Naturschutzwacht bei zurückgehender Niederwildbejagung in der Wetterau möglich sei (Bauschmann et al. 2011b). Bei einer Wiederansiedlung könnte auch der Große Brachvogel von einem Prädationsmanagement profitieren. Es ist jedoch wie bereits erwähnt langfristig und intensiv durchzuführen.