Rebhuhnhegering Groß-Gerau und IG Offenlandarten

Gehölzpflege und Anlage

Die Gehölzpflege stellt im Untersuchungsgebiet mitunter die wichtigste Maßnahme der Prädationsvermeidung durch Greifvögel und Rabenkrähen dar und bietet zusätzlich noch die Möglichkeit bei der Flucht Verfolger abzuwehren. Bei einigen Baumhecken kann auch die nutzbare Offenlandfläche durch die Verringerung der Meidungsdistanz deutlich vergrößert werden. Bei einer fachgerechten Pflege ist es auch möglich, dass sich Heckenstrukturen sich als Brutplatz eignen. Wobei hier nicht zu vergessen ist, dass solche linearen Strukturen insbesondere vom Raubwild zur Nahrungssuche regelmäßig abgesucht werden. Nicht destotrotz sollte eine ökologische Pflege der Hecken in Absprache mit dem Grundstückseigentümer erfolgen.

Vergleicht man die früheren Luftbilder mit der heutigen Situation vor Ort, wird deutlich, dass viele Gehölzstrukturen damals noch nicht existiert haben. Die wenigstens dürften für die klassische Heckenfunktion wie Erosionsschutz, Brennholzerwerb oder Grundstücksabgrenzung angelegt worden sein. Nur bei den größeren Gewässern wie Schwarzbach und Landgraben ist eine aktive Bepflanzung erfolgt um die Gewässergüte durch verminderte Sonneneinstrahlung zu verbessern. Überlagert man die Katasterdaten mit einem Luftbild so fällt auf, dass viele der linearen Heckenstrukturen an ehemaligen Entwässerungsgräben entstanden sind. Dadurch, dass viele Entwässerungsgräben nicht mehr benötigt wurden bzw. keine u Unterhaltungsmaßnahmen stattfanden, haben sich in diesem Bereichen Gehölzstrukturen etabliert. Beachtet man das Alter der Gehölze, wurden diese teilweise seit mehreren Jahrzehnten nicht mehr unterhalten oder gepflegt. Vielfach sind die Grabenstrukturen im Gelände nicht mehr zu erkennen. Aufgrund der Entstehungsgeschichte dieser Hecken sind sie meist nur wenige Meter breit und weisen durch die unmittelbar angrenzende ackerbauliche Nutzung kaum krautige Saumstrukturen auf. Bei einigen Hecken wird auch unter den Trauf der Hecken gepflügt.

Für eine ökologische Entwicklung der Heckenstruktur ist eine motormanuelle Pflege der Gehölze unabdingbar. Vielfach beschränkte sich die Heckenpflege aus Kostengründen auf ein Freischneiden der angrenzenden landwirtschaftlichen Wege oder Ackerflächen durch das Seitlichstellen eines Mulchgerätes. Durch diese mangelhafte Unterhaltungsmaßnahme hat sich der Zustand der Hecken aus ökologischer Sicht deutlich verschlechtert. Es wurden hierbei insbesondere Bäume gefördert, da keine Entnahme von einzelnen Gehölzen stattfand, sondern nur ein seitlicher Begrenzungsschnitt.

Pflegeempfehlungen

Um die Hecken über Offenlandarten wieder attraktiv zu sein, ist eine sukzessive Heckenpflege notwendig.

Im ersten Schritt kann innerhalb der Heckenbestände eine Entnahme von hochwüchsigen Bäumen erfolgen. Hierbei handelt es sich überwiegend um Baumweiden, Hybrid- oder Silberpappeln und vereinzelte Nussbäume. Da diese hochwüchsigen Strukturen bevorzugte Anwartplätze von Greifvögeln sind oder auch gerne von Rabenvögeln zur Nestanlage genutzt werden. Bei der Entnahme sollten unbedingt Eichen, Schwarzerlen, stehendes Totholz und Höhlenbäume sowie Wildobstbäume erhalten werden, weil sie wichtige Funktionen für Höhlenbrüter und Insekten erfüllen.

Bei dieser noch niedrigwüchsigen Hecke bietet sich die Entnahme der Weide in der Nähe von Rebhuhnnistplätzen und im Verbreitungsgebiet des Feldhamsters an.  Im linken Bereich der Krone ist eine Rabenkrähe zu sehen, welche den Baum als Sitzwarte nutzt.

Bei der Entnahme der Gehölze ist es auch möglich einzelne starke Weichholzbäume in einer Höhe von ca. 2 m zu kappen um stehendes Totholz zu fördern. Auch eine Pflege als Kopfbaum ist möglich, jedoch nicht unbedingt notwendig.

Im nächsten Schritt sollten überalterte Heckengehölze auf den Stock gesetzt werden, hierbei handelt es sich auch vielfach um überalterte Weißdorngehölze, die einen baumhaften Habitus erlangt haben. Bei dem Rückschnitt sollen die Gehölze nicht bodengleich abgeschnitten werden. Stehende Baumstümpfe in Kniehöhe bieten verschiedenen Arten unmittelbar Deckung. Es ist hierbei auch möglich, die Kronen einzelner Bäume in die Hecke als Rankgerüst für verschiedene Arten einzubauen.

Ausschlagfreudige Gehölze können auch geknickt werden. Hierbei wird beim Knicken mittels der Kettensäge der Saftfluss der Gehölze erhalten und ein Widerausschlagen bleibt im nächsten Frühjahr möglich.

Bei der Fällung von größeren Weichhölzern kann auf eine Rodung der Wurzelstuppen verzichtet werden. Ein Ausschlagen alter Bäume erreicht meist keinen dauerhaften baumartigen Charakter mehr. Bei Weichhölzern wie Baumweiden ist es empfehlenswert einzelne ältere Baumstämme auch in der Hecke einzubauen. Beim Zersetzungsprozess bieten sie vielen Insekten einen Lebensraum und somit auch Rebhühnern eine Nahrungsgrundlage.

Auch Haselnusssträucher sollten regelmäßig zurückgeschnitten werden. Sie besitzen einen schnellen Wuchs und behindern insbesondere langsamwachsenderen und deckungsspendenden Sträuchern wie Heckenrose oder Liguster in ihrem Wuchs.

Bei der Pflege der Hecken ist der überwiegende Anteil des Schnittgutes abzufahren. Ein Einbau wie früher innerhalb einer Benjeshecke üblich, bietet meist lineare undurchdringliche Strukturen. Dieser Effekt wird noch durch das Zusammenfallen und ein verlangsamtes Verrotten der Astabschnitte gefördert. Auf keinen Fall darf das Schnittgut vor Ort gehäckselt und in die Hecke eingebracht werden. Durch dieses bei Straßenbegleitgrün oft getätigte Vorgehen, wird über Jahre hinweg das Aufkommen von krautigen Strukturen unterbunden und jegliche Deckungsstrukturen und Bruthabitate gehen verloren.

Vereinzelte Brombeerkomplexe bieten innerhalb einer Hecke gute Deckungsstrukturen und auch Nahrungsquellen für viele Arten. Sie bieten jedoch auch bei größeren Flächen Versteckmöglichkeiten für Füchse und sollten daher in ihrem Größenwachstum eingeschränkt werden.

Randliche Altgrastreifen oder Krautsäume sind unbedingt zu erhalten. Die Diversität der Heckenstreifen können sogar durch die Bildung von ca. 10 m breiten, gehölzfreien Lücken in der Längsrichtung der Hecke deutlich gesteigert werden. Solche Strukturen können auf Dauer auch durch ein Mulchen alle 5 Jahre außerhalb der Brut- und Setzzeit erhalten werden.

Im Fordergrund der Hecke ist ein schmaler Altgrasstreifen zu sehen, welcher als potentieller Brutplatz unbedingt erhalten bleiben sollte. Bei den Großgehölzen im Hintergrund bietet es sich an diese zu entfernen.

Eine Pflege von ganzen Heckenstreifen ist jedoch durch einen Forstmulcher kaum möglich und erfordert eine motormanuelle Pflege. Die Pflegebereiche sollten auch mindestens 100 m oder mehr betragen um für Rebhühner wieder attraktiv zu sein. Bei einer Pflege durch Dritte empfiehlt es sich eine ökologische Fachkraft zur Beaufsichtigung der Pflegemaßnahmen zu beauftragen. Diese kann die zu schonenden Gehölzbestände und Schnitthöhen bei stärkeren Bäumen zur Förderung von Totholz oder zum Knicken von Weichhölzern markieren.

Ziel der Heckenpflege sollte eine niedrig- bis mittelhohe Hecke mit Brut- und Deckungsmöglichkeiten für das Rebhuhn ohne Anwarten für Greif- und Rabenvögel darstellen. Die Pflege sollte alle 5 bis 10 Jahr durchgeführt werden.

Durch fehlende Pflege enstehen auch weitere Gehölzstrukturen innerhalb wertvoller Offenlandstrukturen, wie in diesem Naturschutzgebiet. In diesem Fall wären die Silberpappeln zu roden. Bei den Kopfbäum bietet sich ein Pflegeschnitt an um diese dauerhaft zu erhalten.