Rebhuhnhegering Groß-Gerau und IG Offenlandarten

Blühstreifen Göttinger Modell

Im Göttinger Rebhuhnschutzprojekt wurde die Anlage von rotierenden 2-jährigen Blühstreifen entwickelt. Es wird auf der Fläche ein Blühstreifen mit Kulturarten angesät. Im zweiten Bewirtschaftungsjahr wird nur die Hälfte des Blühstreifens neubestellt. Auf dem unbearbeiteten Streifen verbleibt die Vegetation vom Frühjahr. Im folgenden Frühjahr wird dann die andere Fläche neu eingesät. Die Rebhühner können sich an der vorjährigen Vegetation orientieren und Nester in etablierte Strukturen anlegen, die sich bereits in dem Vorjahr entwickelt haben. Zur Nahrungsaufnahme erschließen dann die Küken den Teil des diesjährigen Streifens, weil er weniger dicht und verfilzt ist. Mit diesen Blühstreifenmodell konnten ab dem Jahr 2007 im Landkreis 1.000 Blühflächen mit einer Größe von 540 ha angelegt werden. Dies entspricht jedoch lediglich 0,8 % der landwirtschaftlichen Fläche aber dennoch etwa 10 % der Extensivflächen. Es wurde dabei festgestellt, dass der Rebhuhnbesatz zwischen 2006 und 2013 nicht angestiegen ist, jedoch hat sich im Vergleich dazu die Population in Niedersachsen außerhalb des Schutzprojektes halbiert. In dem Dorf Nesselröden konnten in den Jahren 2006 bis 2013 20-45 ha Blühstreifen angelegt werden, was einem Flächenanteil von 3 bis 7 % der ackerbaulichen Fläche entspricht. In diesem Bereich konnte sich die Brutdichte verzehnfachen, wurde jedoch teilweise durch schneereiche Winter wieder stark zurückgedrängt (Gottschalk und Beeke 2014).

Obwohl in dem Projekt der Einfluss der Prädation auf die Rebhuhnpopulation bekannt ist, wurde leider nicht ermittelt, ob dieser starke Zuwachs in der Gemeinde Nesselröden auch mit einer verstärkten Bejagung oder Seuchenzügen beim Raubwild einherging und somit die positive Wirkung verstärkt hat. In dem Rebhuhnprojekt wurde leider keine Bestandserfassung des Hauptprädators, dem Fuchs, gemacht. Eine Fuchsgeheckdichte und ein Vergleich der Streckenzahlen über die entsprechenden Jahre für diesen Bereich wäre für eine Beurteilung hilfreich gewesen.

Leider gibt es in Hessen kein Programm zur Förderung dieses Blühstreifenmodells. Sollte es bei einer Neuauflage von HALM ein solches Programm angeboten werden, stellt dies eine gute Möglichkeit dar, den Rebhühnern ideale Brut- und Insektennahrung zur Verfügung zu stellen. Aufgrund der vielen Kulturarten und des gewünschten lichten Bestandes zur Kükenführung ist jedoch die Winterdeckung als mittel bis gut im Vergleich mit einem 5-jährigen Blühstreifen zu sehen. Nicht zu vernachlässigen ist, dass durch die 2-jährige Bewirtschaftung höhere Personal- und Maschinenkosten entstehen, die entsprechend zu vergüten wären. Dieses Modell würde sich auch als mögliche Ausgleichmaßnahme für Rebhühner eignen.

Seit 2018 ist es möglich im Greening Honigbrachen anzulegen. Mit diesen 2 bis 3 jährigen Brachen ist es zumindest auch in Hessen möglich die Idee hinter dem Göttinger Blühstreifenmodell nachzuahmen.

Bewertung Blühstreifen Göttinger Modell

Brutdeckung Insektennahrung Winternahrung Winterdeckung
++ ++ + o bis+

Eignung: ++ = sehr gut, + = gut, o = mittel, – nicht gegeben

Update Mai 2020: Im Rahmen von sogenannten Feldflurprojekten in 10 Schwerpunkträumen von Hessen ist es jetzt auch möglich das Göttinger Modell über den Vertragsnaturschutz den Landwirten anzubieten. Teile des Landkreises Groß-Gerau stellen einen solchen Projektraum dar. Das Projekt trägt den Namen „Feldflurprojekt Rheinauen bei Trebur – Betriebsziel Biodiversität“.

Sehr positiv in diesem Zusammenhang ist die Entwicklung einer Herbstaussaat von den Göttinger Rebhuhnforschern zu sehen.

Durch die Aussaat im Herbst steht den Rebhühnern bereits im darauffolgenden Frühjahr ein geeignetes Habitat zur Verfügung. Zwar ist das Saatgut im Gegensatz zu der Frühjahrsaussaat teurer und die Etablierung des Bestandes schwieriger , dafür besteht es aber überwiegend aus Wildpflanzen. 

Die Entwicklung eines solchen Blühstreifens soll 2020 dokumentiert werden.

Ein im Spätsommer 2019 im Projektgebiet angelegter Blühstreifen, stellt bereits im darauffolgenden Jahr eine geeignetes Bruthabitat dar und zeigt bereits einen starken Blühaspekt.