Rebhuhnhegering Groß-Gerau und IG Offenlandarten

Göttinger Blühstreifen Modell (Herbstaussaat)

Im Rahmen des Feldflurprojektes wurden in enger Zusammenarbeit mit der oberen Naturschutzbehörde, der Bewillungsstelle für landwirtschaftlichen Vertragsnaturschutz (Fachstelle Landschaftspflege LADADI) und Landwirten im Landkreis Groß-Gerau erstmalig das Göttinger Blühstreifenmodell umgesetzt.

Es gibt zwei Möglichkeiten das Göttingermodell umzusetzen. Die klassische Form ist jeweils eine Ansaat im Frühjahr, seit kurzem wurde aber von den Göttinger Rebhuhnforschern auch eine Herbstaussaat entwickelt.

Das Saatgut besteht aus Wildpflanzen und wird optimalerweise mit einem Schneckenkornstreuer im Spätsommer / Herbst ausgebracht. Für ein Hektar erfolgte eine Einsaat von 7 Kg Saatgut. Die Kosten liegen für das Saatgut bei ca. 250 € /ha und sind deutlich teuer wie die Frühjahrsaat mit ca. 80 €/ha. Ggf. kann die Aussaatmenge bei der hälftigen Neuaussaat im Folgejahr noch verringert werden um lichte Bestände für die Insektenaufnahme der Küken zu bieten.

Der Vorteil der Herbstaussaat liegt darin, dass bereits im Frühjahr geeignete Bruthabitate für das Rebhuhn vorliegen sollen.

Um die Entwicklung zu dokumentieren, worden Bilder des Blühstreifens bis zum Zeitpunkt einer möglichen Eiablage Anfang Mai gemacht.

Die Flächengröße beträgt ca. 8.000 m² und weist eine Mindestbreite von 30 m auf. Durch eine möglichst große Fläche soll Prädatoren die Suche nach Nestern erschwert werden. Der Standort liegt in einem bestehenden Rebhuhnvorkommens und wurde von unserem Mitglied in Zusammenhang mit dem Landwirt ausgesucht. Hier wurden bereits Ketten mit 20 Hühnern dokumentiert, angrenzend zu dem Acker kommt eine Extensivweide mit Gallowayrindern vor. Das Projektgebiet stellt auch das Hauptvorkommen der Grauammer in Hessen dar. Es wird spannend, ob die Art die Fläche zur Nahrungsaufnahme aufsucht.

Zu Beginn gab es einige Zweifel, ob die Fläche sich entwickeln würde, die Jugendentwicklung war sehr langsam bzw. kaum zu erkennen. Erschwerend kommt hinzu, dass es mit Ausnahme des Februars, extrem trocken war.

Der Streifen zeigte im Oktober erst eine geringe Entwicklung.

6. Oktober 2019
6. Oktober 2019
6. Oktober 2019

Geringe Jugendentwicklung bis zum 19. November.

19. November 2019
19. November 2019

Der Bestand ist auch Ende März noch sehr lückig und niedrigwüchsig. Es fehlt für die weitere Entwicklung eindeutig Wasser.

22.03.2020
22.03.2020

4 Wochen später hat sich der Blühstreifen gut weiterentwickelt. In der Zwischenzeit gab es keine nennenswerten Niederschläge.

Die ersten Blühaspekte stellen sich ein.

23.04.2020
23.04.2020
23.04.2020

Die Rebhühner beginnen trotz früher Balz Mitte Februar etwa Anfang Mai mit der Eiablage. Wichtig ist, dass zu diesem Zeitpunkt eine geeignete Brutdeckung vorhanden ist. Der Blühstreifen ist im Vergleich mit Winterweizen in diesem Zeitraum teilweise sogar schon höher, weißt aber noch Offenbodenstellen auf. Die Offenbodenstellen sind wünschenswert, benötigen viele Vogelarten offene und lückige Bestände zur Nahrungsaufnahme. Es gab leider zwischenzeitlich keine Niederschläge. Der Blühaspekt hat jedoch stark zugenommen. Es blühen unter anderem Färberwaid, Wiesenkamille, Rote und Weiße Lichtnelke, verschiedene Kleearten, vereinzelt Mohn- und Flockenblume.

Nach erster Einschätzung ist das Habitat im ersten Jahr als Bruthabitat geeignet und wird bereits von den ersten Insekten besiedelt. Es ist davon auszugehen, dass bei entsprechenden Niederschlägen die Entwicklung noch weiter vorangeschritten wäre. In den nächsten Jahren wird das Habitat noch weiter an Qualität zunehmen.

Im Hintergrund befindet sich eine überalterte Heckenrose, welche u.a. dem Neuntöter eine hervorragende Ansitzwarte für die Insektenjagd am Blühstreifen bietet.

04.04.2020

Im Vergleich hierzu ein Blühstreifen der Göttinger Frühjahrsmischung vom 20.04.2020. Trotz früher Saat Ende März/Anfang April ist die Fläche nicht mit der Herbstsaat zu vergleichen. Die Fläche wird zwar im Laufe des Jahres Deckung bieten, aber erst im folgenden Jahr als Bruthabitat dienen. Auch die weitere Entwicklung dieser Frühjahrsansaat wird dokumentiert.

20.04.2020