Rebhuhnhegering Groß-Gerau und IG Offenlandarten

Fütterungskonzept

Durch immer moderner werdende Erntemaschinen hat sich einerseits die Ernte des Getreides effektiver und anderseits auch deutlich schneller gestaltet. In der Regel ist das komplette Wintergetreide beim Ausbleiben von Regenfällen innerhalb weniger Tage abgeerntet. Zusätzlich besteht durch die effektiveren Erntetechniken weniger Ausfallgetreide den Rebhühnern zur Nahrungsaufnahme zur Verfügung. Verstärkt wird dies noch durch den Einsatz von Herbiziden, welche viele der Gräser und Ackerunkräuter aus den Agrarflächen verschwinden gelassen haben. Insbesondere diese Ackerunkräuter und deren Samen stellen früher einen Hauptbestandteil der Nahrung von Rebhühnern dar. Auch durch das unmittelbare Grubbern der Getreidestoppeln, aus Gründen der Ackerhygiene, gehen diese Futterreserven für Rebhühner unwiederbringlich verloren.

Zwar stehen den Rebhühnern jetzt im Frühjahr und Winter Wintergetreide und deren Blättern zur Verfügung, aber es benötigt das 24-fache an Zeit um die entsprechende Energie von Körnern aufzunehmen (Potts 1986), wodurch die Rebhühner auch die Zeiten außerhalb des Sonnenauf- und Untergangs zur Nahrungssuche aufwenden müssen. Es dauert bei der Ernährung von Weizenblättern mehr als 5 Stunden pro Tag und bei der Aufnahme von Weizenkörnern etwa 15 min um den Energiebedarf zu decken (Potts 2012). Durch die verlängerte Nahrungsaufnahme erhöht sich auch die Gefahr der Prädation.

Um den Bruterfolg zu steigern wurden in England Fütterungen für Rebhühner etabliert. Diese wurden von Oktober bis Juni mit Weizen befüllt. Dadurch sollte die Wahrscheinlichkeit der Prädation von Henne und Gelege vermindert werden, da die Henne nur kurzfristig ihr Nest zur Nahrungsaufnahme verlassen muss. Die Fütterungen wurden entlang der eingerichteten beetle banks und Feldrändern platziert. Es wurden 2 Fütterungen für jedes Brutpaar oder 40/100 ha errichtet. Zusätzlich wurde Muschelgrit (1,5 mm) an jeder Fütterung zur Verfügung gestellt (Ewald et al. 2012). In Frankreich wurden bereits seit 1987 von einem Landwirt kleine Futtereimer mit Weizen auf den Flächen verteilt. Es wurde festgestellt, dass sich dadurch nicht die Wintersterblichkeit der Rebhühner verringert, aber der Bruterfolg deutlich erhöht, wenn etwa 10 Fütterungen pro 100 ha aufgestellt werden (Potts 2012).

Der Game & Wildlife Conservation Trust (GWCT 2009) empfiehlt Futtereimer mit einer Größe und 20 bis 40 l, gefüllt mit Weizen, an geeigneten Nistplätzen aufzustellen. Die Höhe der Futterröffnung sollte vom Boden 20 bis 25 cm betragen. Die Fütterungen werden zwischen dem Wintergetreide und der angrenzenden Sommerkultur platziert. Die Fütterungen können mit Baustahlmatten vor anderen Wildtieren wie Rehen, Wildschweinen und Dachsen geschützt werden. Es ist notwendig die Fütterungen gelegentlich umzustellen damit sich keine Ratten ansiedeln. Vielfach befindet sich das Nest des Rebhuhns 20 m um die Fütterung.

(Maslo 2015) beschreibt in einem 3-jährigen Versuch in Thüringen die Steigerung der Rebhuhndichte mittels moderater Zufütterung von 5 auf 10 – 12 Brutpaare auf ca. 125 ha. Dabei wurde im Winter Weizen gefüttert und im Sommer wurde zusätzlich 1/3 Geflügelaufzuchtsfutter dem Futterspender zugeführt. Dieses soll das fehlende tierische Eiweiß für die Rebhuhnküken ersetzen.

Auch wenn die Verdoppelung des Brutbesatzes innerhalb des Untersuchungsgebiets ein Erfolg darstellt, sollte das Verfüttern von Geflügelaufzuchtsfutter nicht zur Anwendung kommen, da nicht sicher ist, wie sich dieses zusätzliche Eiweiß langfristig auf die Rebhuhnpopulation auswirken kann. Zielgerichteter ist es das benötigte tierische Eiweiß durch eine extensivere Landwirtschaft zu erreichen.

Dagegen kann die Zufütterung mittels Weizen eine Möglichkeit darstellen, kurzfristig Nahrung in Form von fehlenden Getreidekörnern und Sämereien zur Verfügung zu stellen. Es besteht hierbei die Möglichkeit, wenn sich die Ketten im Frühjahr auflösen eine Erhöhung von Brutpaaren in der jeweiligen Fläche zu erreichen und ein Abwandern zu vermeiden. Insbesondere durch das Abwandern können hohe Verluste bei den Rebhühnern durch Prädation eintreten. Bei dem Aufstellen der Futtereimer handelt es sich um eine sehr kostengünstige Investivmaßnahme. Die Kosten für die gängigen 10 Liter-Eimer in Frankreich liegen ohne Umzäunung bei ca. 15 € je Stück.

Rebhuhnfütterung

Synergieeffekte andere Arten

Die Zufütterung von Getreide- und Kräutersämereien wird im Artenschutzkonzept der Grauammer vom Herbst bis in den Frühling empfohlen, um die Wintermortalität der Art zu senken (Sacher und Bauschmann 2011). An geeigneten Stellen können durch die Bereitstellung der Futtereimer auch die Grauammern gefördert werden.

Der Feldhamster legt sich für den Winter einen Vorrat an Getreidekörnern an. Er könnte in seinem Vorkommensbereich auch von dem Aufstellen der Eimer profitieren.

Es empfiehlt sich die Annahme der Fütterungen mit einer Wildkamera zu dokumentieren.