Aufgrund der starken Rückgänge von Offenlandarten hat das Hessische Umweltministerium das Sonderprogramm „Förderung von Leitarten der Feldflur“ konzipiert. In 10 ausgewählten Schwerpunkträumen soll eine Verbesserung der Erhaltungszustände der besonders gefährdeten Zielarten erfolgen. Um dieses ehrgeizige Ziel zu erreichen, sollen bestehende Instrumente genutzt, neue Maßnahmenkonzepte erprobt und Synergieeffekte von verschiedenen Projekten genutzt werden. Der Projektstart für einige Feldflurprojekte lag im Jahr 2018.
Eins dieser Schwerpunkträume liegt auch im Landkreis Groß-Gerau. Der Grundstock für das sogenannte Feldflurprojekt „Rheinauen bei Trebur“ wurde vom Rebhuhnhegering bereits 2017 bei einer ersten systematischen Erfassungen von Rebhuhnbrutpaaren und der Dokumentation des Bruterfolges geschaffen. Hier zeigten sich deutliche Defizite in der Naturraumausstattung und möglicher Förderinstrumente für die Landwirtschaft.
Um für die Landwirtschaft interessante Förderinstrumente zu generieren, hat die obere Naturschutzbehörde, mit der zuständigen Bewilligungsstelle für den landwirtschaftlichen Vertragsnaturschutz im Landkreis Groß-Gerau, dem Team Landschaftspflege im Landratsamt Darmstadt-Dieburg, ein Konzept und Projektkulisse konzipiert und den Ministerium vorgestellt. Hierbei ist zu wissen, dass der Landkreis Groß-Gerau keine eigene Bewilligungsstelle für den Vertragsnaturschutz mit Landwirten besitzt. Die Aufgabe wurde zusätzlich das Landratsamt Darmstadt-Dieburg übertragen.
Der Projektraum des Feldflurprojektes wurde im Nachgang noch weiter in südliche Richtung sowie um eine „Enklave“ von 200 ha im Grenzbereich des Landkreises Darmstadt-Dieburg und Groß-Gerau zum Schutz des Feldhamsters erweitert. Der offizielle Projektstart lag dann im Sommer 2019.
Wertgebende Arten von besonderer Bedeutung ist mit Rest- oder Reliktvorkommen der Feldhamster, die Grauammer besitzt den Verbreitungsschwerpunkt in Hessen mit grob überschlagen 50-100 Brutpaaren im Projektgebiet. Eine Besonderheit ist die Haubenlerche, welche nur noch mit 25 Brutpaaren in Hessen vorkommt. Die nächsten Vorkommen sind in Rheinland-Pfalz sowie Baden-Württemberg im Süden, in nordöstliche Richtung sind Haubenlerchen erst wieder in den neuen Bundesländern anzutreffen. Ca. die Hälfte des Brutvorkommens liegt im Projektgebiet. Auf den Schutz der Art wird ein besonderer Schwerpunkt gelegt.
Rebhühner kommen im Landkreis überwiegend in geringer bis mittlerer Dichte im gesamten Landkreis auf Ackerstandorten vor.
Der Kiebitz weist nach der Wetterau die 2. größter Population im Landkreis auf. Im Gegensatz zu der Population in der Wetterau brütet der Kiebitz hier auf Ackerstandorten und nicht im Grünland.
Auch im Bereich der Amphibien kommen mit der Kreuz-, Wechsel-, und Knoblauchkröte bedrohte Arten mit der Bindung an Ackerstandorte vor.
Im Rahmen des Projektes werden verschiedene biotopverbessernde Maßnahmen in guter Zusammenarbeit mit engagierten Landwirten, Naturschützern und der beteiligten Behörden umgesetzt.
Hier ist es möglich, dass Landwirte 5-jährige Blühstreifen, den Göttinger Blühstreifen, Schwarzbrachen als Nahrungs- und Bruthabitat (Kiebitz), Nacherntestreifen für Hamster und Feldvögel sowie Altgrasstreifen angelegt werden.
Auch das Thema der Revitalisierung von Gräben und Feldwegrändern steht auf dem Arbeitsprogramm.
Der Rebhuhnhegering unterstützt das Projekt mit dem Monitoring der Rebhuhnbrutpaare, ganzjähriger Fütterung der Rebhühner und mit der Akquise von geeigneten Maßnahmenflächen durch die guten Kontakte der ortsansässigen Landwirte.